
In der Flugindustrie wird eine beträchtliche Menge an Abfall generiert. Dieser setzt sich einerseits aus Restmüll zusammen, zu dem Zeitungen, Plastikflaschen und Verpackungen gehören. Andererseits landen auch Lebensmittel im Müll, die von Passagieren zurückgelassen werden. Diese Informationen sind auf der Webseite des Internationalen Luftfahrtverbandes (IATA) im Abschnitt "Sustainable Cabine" unter "Sustainability/Cabin Waste" zu finden. Die IATA präsentiert dort verschiedene Werkzeuge und Programme, die dazu dienen, die Nachhaltigkeit der Luftfahrtindustrie zu fördern und bewährte Praktiken auszutauschen.
Gemäß einem Artikel im "Airlines Magazine" von Januar 2023 entstehen durchschnittlich pro Flug etwa 1,43 Kilogramm Abfall pro Passagier. Diese Menge summiert sich auf beinahe sechs Millionen Tonnen Abfall jährlich. In diesen Zahlen sind auch rund 20 Prozent unangetasteter Lebensmittel und Getränke enthalten, die nicht verteilt wurden. Dies resultiert daraus, dass nicht alle Passagiere an Bord etwas zu essen bestellen.
Eine Reihe von Airlines gehen nun gegen die Lebensmittelverschwendung vor:
Ein Beispiel hierfür ist Qatar Airways, das seit dem Jahr 2020 eine Partnerschaft mit der örtlichen Wohltätigkeitsorganisation Hifz Al Naema unterhält. Im Rahmen dieser Kooperation werden überschüssige Lebensmittel und Getränke an bedürftige Menschen in Katar gespendet.
Seit dem 15. Dezember 2022 bietet Japan Airlines seinen Fluggästen den "Meal Skip Service" an. Reisende haben die Möglichkeit, vor ihrer Abreise über die Website die Option "Keine Mahlzeit" zu wählen, falls sie während des Fluges Ruhe bevorzugen oder um gleichzeitig zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung beizutragen. Für jeden Passagier, der diesen Service nutzt, wird ein bestimmter Betrag an das Sozialprogramm "Table for Two" (TFT) gespendet. Diese "Meal Skip" Option umfasst die Hauptmahlzeit. Andere Getränke und Snacks sind auf Anfrage erhältlich.
Austrian Airlines bietet Passagieren der Economy Class auf Kurz- und Mittelstreckenflügen die Option, ihre Mahlzeiten im Voraus zu bestellen. Dies gewährleistet, dass die Reisenden ihre bevorzugten Gerichte erhalten können. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Verschwendung von Lebensmitteln zu minimieren. Der Service namens "Austrian Melangerie Preorder" kann für Flüge mit einer Dauer von 50 Minuten bis zu 48 Stunden vor Abflug gebucht werden.
Emirates hat in dieser Sommersaison einen neuen Service für vorab reservierte Mahlzeiten auf Flügen zwischen Dubai und den Londoner Flughäfen Heathrow, Gatwick und Stansted eingeführt, wie von der Fluggesellschaft auf ihrer offiziellen Website bekanntgegeben wurde. Ab dem 25. Juli 2023 haben Passagiere der Business Class die Möglichkeit, ihr Bordmenü über die Emirates-App oder die Website bis zu 24 Stunden vor Abflug auszuwählen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Lebensmittelverschwendung zu verringern.
Zusätzlich dazu setzt die Fluggesellschaft, ähnlich wie Etihad Airways, künstliche Intelligenz (KI) ein, um nicht verzehrte Mahlzeiten während des Fluges zu überwachen. Diese Technologie ermöglicht es, Konsummuster vorherzusagen und die Planung von Mahlzeiten zu optimieren, wie von "PYOK" berichtet.
Eurowings setzt ebenfalls auf künstliche Intelligenz, genauer gesagt auf einen sogenannten "Load-Planner". Dies ist eine Machine-Learning-Plattform, die anhand von historischen Daten sowie Informationen über Reisende, Ferienzeiten und Feiertage den Tagesbedarf an frischen Lebensmitteln berechnet. Die Airline erklärt, dass dieses digitale Tool es ihnen ermöglicht, den Bedarf an Bordverpflegung genauer zu prognostizieren und somit die Menge an entsorgtem Essen um bis zu 19 Tonnen zu reduzieren.
Auch innerhalb der Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe wurden Vorbestellsysteme implementiert. Ein Beispiel hierfür ist Swiss: Passagiere haben die Möglichkeit, ihre Mahlzeiten für Swiss-Economy-Europe-Flüge zwischen vier Wochen und 36 Stunden vor Abflug im Voraus zu bestellen. Für Swiss-First- und Business-Intercontinental-Flüge kann dies sogar zwischen sechs Wochen und 24 Stunden vor Abflug erfolgen. Bei Lufthansa wiederum besteht die Option, die Speisen der "Onboard Delights" bis zu 36 Stunden vor Abflug online auszuwählen.
Berichten des Portals "View from the Wing" zufolge führt British Airways derzeit Tests für ein neues Catering-System durch. Bei diesem Ansatz würden die Lebensmittel bewusst rationiert, um der Verschwendung von Nahrungsmitteln entgegenzuwirken. Das Portal beruft sich auf eine interne Mitteilung des Unternehmens, laut der einige Langstreckenflugpassagiere bevorzugen könnten, Mahlzeiten auszulassen, um stattdessen während des Fluges zu schlafen.
In den kommenden Wochen soll diese Hypothese überprüft werden. Auf ausgewählten Flügen, die spät in der Nacht und am frühen Morgen abfliegen, wird die Anzahl der an Bord verfügbaren Mahlzeiten möglicherweise reduziert. Dennoch haben Insider der in Heathrow ansässigen Fluggesellschaft Bedenken geäußert und befürchten laut Angaben des Portals, dass diese neue Richtlinie dazu führen könnte, dass einige Passagiere während des Fluges Hunger leiden.